DANKE STEFAN!

Musikverein Concordia Wallerfangen - Abschiedskonzert von Stefan Pfingstmann

 

Am 06.01.2024 gab Stefan Pfingstmann, der sage und schreibe 35 Jahre lang das Orchester des Musikvereins Concordia Wallerfangen e.V. leitete, bei einem emotionalen Abschiedskonzert den Taktstock an seinen Nachfolger Julian Jakobs weiter.

 

Stefan hat in seiner Zeit als Dirigent unseren Verein maßgeblich geprägt. Er hat das musikalische Repertoire um neue Musikrichtungen erweitert, das Konzertangebot um die Themenkonzerte ergänzt und uns bei so manchen Wertungsspielen zu hervorragenden Ergebnissen gebracht. Aber nicht nur aus musikalischer Sicht hat der Verein Stefan viel zu verdanken. Er hat dazu beigetragen, die mittlerweile über 50-jährige Freundschaft zu unseren Musikfreunden aus Bléré fortzuführen. Außerdem hat er es durch seine stets diplomatische und menschliche Art und der notwendigen Prise Humor geschafft, dass die Musiker immer mit Spaß und einem guten Gefühl bei den Proben, Auftritten und Konzerten dabei waren. Über die Beliebtheit von Stefan als Dirigent muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren, denn 35 Jahre sprechen für sich!

 

Und so war es nicht erstaunlich, dass sein Abschiedskonzert bereits im Vorfeld ausverkauft war. In der voll besetzten Walderfingia warteten Familie, Freunde, Arbeitskollegen und musikalische Weggefährten Stefans, ehemalige Musiker aus unserem Verein, Musiker aus befreundeten Orchestern, Mitglieder aus anderen Vereinen, treue Fans und viele mehr gespannt auf sein letztes Konzert als Dirigent. Eine besondere Freude war es für Stefan, dass auch einige unserer französischen Freunde den langen Weg von über 600 km auf sich genommen haben, eigens um an diesem Konzert dabei sein zu können, teils im Publikum, teils als Musiker auf der Bühne.

 

Die Stimmung im Saal sowie hinter den Kulissen war an diesem Abend anders als sonst. Die Anspannung war greifbar und in vielen Hosentaschen wurden, nur für den Fall, Taschentücher mitgeführt - die im Laufe des Abends dann auch zum Einsatz kamen…

 

Während des Konzerts warteten einige Überraschungen auf Stefan. Von der BSM-Kreisvorsitzenden Ingrid Klein bekam er die goldene Dirigentennadel mit Diamant verliehen. Bürgermeister Horst Trenz lobte ihn in seiner Ansprache für seinen Einsatz in seinem langjährigen Amt, welches Stefan in all den Jahren ehrenamtlich ausübte, vor allem aber auch für sein Mitwirken am Fortbestehen unserer deutsch-französischen Freundschaft. Der Vorsitzende unseres französischen Partnerorchesters Roger Garreau sowie dessen ehemaliger Dirigent Patrick Tulong fanden ebenfalls herzliche Worte für Stefans Abschied. Und selbst eine jahrelange, treue Konzertbesucherin ließ es sich nicht nehmen, ihrer Begeisterung über die Musik, die er all die Jahre mit uns aufführte, anhand einem von ihr vorgelesenen Brief an Stefan voller warmer Worte, Ausdruck zu verleihen.

 

Das Programm, das Stefan für sein letztes Konzert als Dirigent ausgewählt hatte, setzte sich aus Stücken zusammen, die für ihn musikalische Höhepunkte seiner Laufbahn darstellten.

 

Begonnen wurde mit der “Phantasie über ein Vesperlied” von Ted Huggens. Ein Werk aus dem allerersten Konzert, bei dem Stefan 1988 in Vertretung des erkrankten Dirigenten Arno Lehnert einsprang - 23 Jahre jung und ohne jegliche Erfahrung als Dirigent! Dieses Konzert fand damals anlässlich des Besuches unserer Musikfreunde aus Bléré statt, mit denen uns inzwischen eine über 50-jährige Freundschaft verbindet.

 

Nachdem Stefan bis dahin das Jugendorchester dirigierte, übernahm er 1995 offiziell die musikalische Leitung des großen Orchesters. Deshalb ging es im Programm weiter mit “The Lion King”, der wunderbaren Filmmusik des Disney-Films “Der König der Löwen”, die wir im ersten Konzert mit Stefan als Dirigent des großen Orchesters erstmals aufführten.

 

Anschließend folgte das “Hornkonzert in Es-Dur” von Wolfgang Amadeus Mozart, einer von Stefans Lieblingskomponisten aus der klassischen Musik. Speziell dieses Werk wollte er schon seit langem gerne in einem Konzert spielen. Was es an diesem Abend so besonders machte, war, dass der Solist am Horn Fabian Pfingstmann - Stefans Sohn - war, der ihm die Aufführung dieses Werkes an seinem letzten Konzert als Dirigent möglich machte.

 

Über viele Jahre war es Stefan ein großes Anliegen, ein Gemeinschaftskonzert mit dem Kirchenchor und dem Männergesangverein auf die Beine zu stellen. 2012 wurde dies dann in die Tat umgesetzt. Und so spielten wir nun “Va Pensiero from Nabucco”, den Gefangenenchor aus der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi - das vielleicht eindrucksvollste Erlebnis unseres damaligen Gemeinschaftskonzerts.

 

Es folgte die Komposition für sinfonisches Blasorchester “Sea of Wisdom” des japanischen Komponisten Daisuke Shimizu. Ein Stück, das Stefan sehr am Herzen liegt. Dank der besonderen Klangfarben des Werkes wurden die Zuhörer musikalisch entführt an einen friedlichen Strand im Sonnenaufgang - Wellenrauschen - Möwengeschrei - ein aufziehendes Unwetter - Donner - Sturmböen - aber am Ende wieder die friedliche Wärme der zurückkehrenden Sonnenstrahlen.

 

Ganz im Kontrast dazu wurden die Zuhörer anschließend mit dem Marsch “Regimentsgruß” in die Pause entlassen. Dieser Marsch begleitete Stefan im Laufe seiner Karriere immer wieder, z.B. während seiner Zeit beim Musikkorps in Koblenz oder auch bei den vier Zapfenstreichen, die wir unter seiner Leitung spielten.

 

Nach der Pause ging es mit dem Arrangement “Bert Kaempfert Melodien” in der Jazzmusik weiter. Stefan, der neben Klarinette auch Saxophon spielt, fühlt sich auch in dieser Musikrichtung zu Hause und hat deshalb 1997 mit uns erstmals das von Hans Joachim Rhinow komponierte Medley des deutschen Big Band-Leiters Bert Kaempfert aufgeführt. Das Stück wurde so beliebt bei Publikum und Musikern, dass wir es seitdem noch weitere zwei Male aufgeführt haben.

 

Mit der anschließenden packenden Filmmusik “Robin Hood, Prince of Thieves” wurden die Zuhörer in den Sherwood Forest entführt. Nachdem wir nach Erscheinen des Films “Robin Hood” mit Kevin Costner ab 1992 mehrmals einfachere Arrangements dieser Filmmusik aufgeführt haben, hatten wir uns 2016 erstmals an dieses anspruchsvollere Arrangement getraut, das der fesselnden Original-Filmmusik am nächsten kommt.

 

Das folgende Stück “Simple Gifts” aus “The Lord of the Dance” ist eins der Musikstücke, die wir an unserem Themenkonzert “Celtic Concordia” aufgeführt haben. Die Themenkonzerte, die ab dem Jahr 2004 auf Stefans Idee hin regelmäßig stattfanden, sind Konzerte, bei denen Stücke, die unter ein bestimmtes Thema fallen, zusammen aufgeführt werden (wie unser Filmmusik-, Musical-, Rock/Pop-,Deutschlandkonzert u.v.m.). Sie erfreuten sich sowohl beim Publikum als auch bei uns Musikern immer großer Beliebtheit, boten sie uns doch die Möglichkeit, bereits aufgeführte Stücke wieder hervorzuholen und uns auch in Sachen Dekoration etwas auszutoben.

 

Mit “Phantom of the Opera” wurde anschließend ein weiteres Stück aus einem unserer Themenkonzerte, dem Andrew Lloyd Webber-Musical-Konzert aus dem Jahr 2018, aufgeführt. Der Idee zu den Musical-Konzerten haben wir auch zwei unvergessene Vereinsfahrten zu den Musicals Starlight-Express und Les Misérables im Rahmen der Konzertvorbereitungen zu verdanken.

 

Mit der musikalischen Liebeserklärung an die Musik, dem Stück “Music”, gesanglich begleitet von Kolja Koglin, endete der offizielle Teil des Konzertes. Das Lied “Music” von John Miles erschien im Jahr 1976 - dasselbe Jahr, in dem für Stefan die Liebe zur sinfonischen Blasmusik mit seinem Vereinseintritt und dem Unterricht auf der Klarinette ihren Anfang nahm. Zu diesem musikalischen Höhepunkt des Konzerts gab es am Ende zur Krönung Feuerwerk und Luftschlangenregen in der Walderfingia.

 

Nach tosendem Applaus und langen Standing Ovations gab es, so dachte Stefan jedenfalls, noch zwei Zugaben. Die erste Zugabe, die Polka “Wir sind wir”, spielten wir in Erinnerung an unseren ehemaligen ersten Vorsitzenden und Stefans besten Freund Otti (Markus Winter), der uns leider viel zu früh verlassen musste. Während insgesamt 30 Jahren bestritten die beiden gemeinsam die Geschicke unseres traditionsreichen Orchesters.

 

Mit der zweiten Zugabe folgte der wohl emotionalste Moment des Konzerts. Mit dem Titel “My Way” aus dem Medley “Sinatra in Concert” beendete Stefan seine Dirigentenkarriere und übergab mitten im Stück den Taktstock an seinen Nachfolger Julian Jakobs, der die Musik zu Ende dirigierte, während Stefan langsam den Saal verließ. Es war ein Moment, in dem man fühlen konnte, wie ein Kapitel zu Ende geht und das Buch zugeklappt wird.

 

Allerdings hatte Stefan die Rechnung ohne das Orchester gemacht. Wir hatten nämlich noch eine weitere Überraschung für ihn parat. Stefan ist großer Udo Jürgens-Fan, weshalb er gerne im Konzert ein Udo Jürgens-Medley gespielt hätte. Aus Angst, den zeitlichen Rahmen des Konzerts zu sprengen (was so oder so geschehen ist), hat er von diesem Stück im Programm abgesehen. Deshalb haben wir heimlich aus dem Medley den treffenden Titel “Heute beginnt der Rest deines Lebens” mit seinem Nachfolger Julian geprobt, den der überraschte Stefan sich nun ganz in Udo Jürgens-Manier im Bademantel anhören durfte.

 

Es war ein unvergessliches Konzert und ein würdiger Abschied von Stefan als Dirigent. Glücklicherweise müssen wir zukünftig nicht auf ihn verzichten, sondern dürfen ihn in unseren Reihen als Klarinettist begrüßen. Darüber freuen wir uns!